Yolo-Konsum und Bobo-Action - all i need. Österreich
Yolo-Konsum und Bobo-Action Ich bin mein Trend.
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Meine einundzwanzigjährige Millennial-Yavis-BFF ist derzeit mit der Feldküche in Wald und Wiese unterwegs. Mein Yuppie-Lap weilt arbeitstechnisch in Berlin. Ich, Blubby-Bobo und Muppy-Dink, lese die Bravo und übe mich im Zeitgeist-Sprech (natürlich nur zu Roman-Recherche-Zwecken). Und Konsum sucks – irgendwie. Denn so leer kann die Sommer-Stadt gar nicht sein, dass sich auf der Mariahilfer-Straße die Leute nicht beim Shoppen überschlagen. Und, so sehr ich mich dem Materialismus grundsätzlich entzogen habe, natürlich will auch ich ab und an dazugehören.

Also zum vorherrschenden Trendsetter-Publikum, das heuer bevorzugt Mint und Bronze trägt, Half Buns zur Schau stellt und sich beim Joggen auch mal durch das Equipt-Sein mit Hipster-Sneaker und der neuesten Running-App selbstmotiviert. Aber viel besser ist (und bleibt) es doch, sich quasi fern von allgemeinen Pokémon- und Insta-Hypes selbst zu (er)finden, sein eigener Trend zu sein – innerlich wie äußerlich – und sich gezielt nur jene Konsum-Rosinen aus dem Angebotskuchen herauszupicken, die man wirklich mag. Wer dann noch ein paar eigene Zwetschgen hinzufügt, die je nach Lust und Laune schräg, non-konform, schrullig, vielleicht sogar mega-out sein können, hat beste Chancen, dass das individuelle Trend-Konsum-Rezept aufgeht. Und am Schluss erdbeersahnemäßig eins A nach einem selber schmeckt.

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Gedacht, gesagt, getan. Bin ich letztes Wochenende also ausgezogen, um dem Konsum das Fürchten zu lernen und sämtliche Kaufverhalten-Cluster-Klischees ordentlich durcheinander zu wirbeln – wer lässt sich schon gerne in Schubladen stecken?! Angefangen hat das Experiment im Oberen Belvedere, wo ich die berührend-coolen Outdoor-Installationen von Ai Weiwei konsumiert habe, um mich anschließend im Botanischen (Gemüse-)Garten von Kerbel, Fenchelsamen & Co fürs nächste Social Cooking-Event inspirieren zu lassen. Beides funktionierte übrigens völlig bargeldlos.

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Danach ging es weiter zum Schwarzenbergplatz – erfrischender Brunnen-Sprühnebel inklusive – wo sich derzeit eine amüsante Mischung aus Hipster, Innovators, Early Adopters, Limers & Co tummelt (für alle, die es nicht so haben mit dem Werber-Sprech, Limers steht für less income more excitement-people). Hier steht mitten am Platz Wiens erstes Surfer CityWave mit mannshohem Wellengang und Sonnenterrasse. Zuschauen kostet nichts und ist auch schon ein echtes Vergnügen, wer selbst ein bisschen Yindie-Action (eine Mischung aus Yuppie- und Independent-Vergnügen) will um in der Konsum-Cluster-Sprache zu bleiben, zahlt € 39,- für einen 50-Minuten-Slot Wellenreiten. Ich bin noch nie zuvor auf einem Surfbrett gestanden und folglich so schnell ins Wasser geplumpst, dass es nicht einmal ein Beweisfoto gibt, aber lustig war es trotzdem, horizonterweiternd auch, und da kann man für so ein Abenteuer schon mal umgerechnet ein Paar Jeans oder fünfzehn Fairtrade-Avocados hinblättern.

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Danach ging´s über den Naschmarkt in den Burggarten, ein wenig rasten und Rosen, Gemüse und Leute schauen (die Rosenstöcke sind wegen ihrer funky Namen allein schon einen Besuch wert; außerdem kann man sie lieben Menschen widmen). Und (gutartiges) Leute-Schauen ist immer hervorragend dazu geeignet, um aufkeimende Wien-Trends, grassierende Vorlieben und abkupferbare Consumer-Trends auszubaldowern – da heißt es nur, schön seine Membranen aufmachen, alles in sich aufsaugen und die Reize, Assoziationen und Inspirationen in eingangs erwähnter Rosinenpickerei-Manier zum eigenen Selbst verkneten. Am besten man wechselt dazu wochenweise den Bezirk und gibt sich die ganze bereichernde Bandbreite der Stadt. Zu guter Letzt, und ja, ich könnte mich an dieser Stelle natürlich ein bisschen schämen, ging es tatsächlich auch noch auf die Mariahilfer Straße, allerdings mit dem Ziel, jemand anderem eine Freude zu bereiten.

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Tags darauf habe ich dann zum Ausgleich meine Hank- und Loha-Gene aktiviert und mich mit healthy food im Ranzen in die Natur begeben. Genauer gesagt auf den Weinstock-berebten Wilhelminenberg, wo ich mich, Lovo der ersten Stunde (lifestyle of voluntary simplicity) mit meinem frisch gezwirbelten Half Bun ins grüne Gras gesetzt habe und einfach nur glücklich war – ganz ohne Konsumberieselung und Luxusnebel. Denn was es wirklich zu konsumieren gilt im Leben ist: Freizeit, Family, Fun und Freundschaft. Und noch viele andere schöne Dinge, die manchmal sogar gratis, immer aber unbezahlbar sind.

Ich bin Daniela Emminger und je nach Lebensphase mal Yolo-Hipster, Lovo-Lover oder Konsummuffel pur. Was konsumierst Du am liebsten? Welcher Trend inspiriert Dich zur Zeit? Der schönste Beitrag (in Wort und/oder Bild) wird mit dem neuen Wien-Stadtwanderweg-Führer von Martin Moser belohnt. Weniger ist mehr und all i (we) need.

daniela.emminger@allineed.at oder office@allineed.at

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