Die Liebe ist der Sieger - all i need. Österreich
Die Liebe ist der Sieger Love is in the air.
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Mein Verleger hat einmal zu mir gesagt: „An der Liebe kann man nur scheitern.“ Er hat das damals rein literarisch gemeint, aber ich denke, das gilt ganz generell. Denn Liebe, was ist das überhaupt? Und, welche Liebe hält schon ein Leben lang?

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In Österreich heiraten derzeit fast 40.000 Paare pro Jahr, knapp die Hälfte davon lässt sich wieder scheiden. Die fleißigsten Ja-Sagerinnen lieben in Vorarlberg, die muffeligsten in der Steiermark und in Wien. Älter werden die Couples, die sich trauen, übrigens auch: Männer heiraten im Durchschnittsalter von 32,4 Jahren, Frauen mit 30. Und das am liebsten im Wonnemonat Mai. (Wonnemonat, allein bei diesem Wort könnte einem schlecht werden.) Soweit die Fakten, die im Fall der romantischen Liebe freilich gar nichts zu sagen haben.

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Ich persönlich fand Heiraten ja immer völlig überbewertet. Der Glitzertüllrausch, die Mörderunsummen, der Vorbereitungswahn und überhaupt das aufgeblasene Trara um den „schönsten Tag im Leben“. Als ob danach keine schönsten Tage mehr kämen, als ob die Liebe käuflich wäre, groß und laut und überbordend. Das ist sie nicht. Im Gegenteil. Ich denke, sie ist leise und filigran und etwas, das sich viel im Verborgenen und wenig im Rampenlicht abspielt. Sie will gewartet und gepflegt werden, funktioniert nicht einfach von selbst und wird immer nur von zwei Menschen wirklich verstanden. Sie ist ein Glücksfall, wenn man es schafft, in ihr trotz Zweisamkeit immer auch man selbst zu bleiben, wenn der andere gleichzeitig der beste Freund ist und wenn man sich mit den Jahren und Fehlern immer mehr statt weniger mag. Manchmal ist sie auch einfach wieder weg. Oder ganz schwer zu finden. Besonders im Zeitalter der Online-Börsen, Fake-Profile und Dating-Apps, bei denen durchgeknallte Cougars, Sugar Daddys, Tinder-Idioten, Fructarier- oder Kapitäns-Fixierte und Carrot-Daterinnen (letztere lassen sich ihr Date mit einer Busen-OP oder Luxuskreuzfahrt bezahlen) die Liebe zu einem Witz degradieren. Das ist bizarr und verrückt. Und ja, ich bin altmodisch.

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Der Künstler Uwe Jäntsch hat einmal zu einer Keller-Performance eingeladen. „Alleine sein ist schwer“, hieß es da, und „Kommen Sie zu zweit“. Ich hab mich damals, singulär, zu ihm in den Sarg gelegt und mir gedacht, dass alleine sein doch auch schön sein kann. Sehr sogar, besonders, wenn man sich gerade selber mag und die eigenen Befindlichkeiten harmonisch ihr Süppchen köcheln. Mag sein, dass genau dann der beste Zeitpunkt für einen Blitz-Einschlag ist, für ein Synapsen-Funken, für eine Herz-Implosion. Weil nur wenn man sich selbst mag, kann man auch jemand anderen mögen, so richtig, und gemocht werden. Bei mir war es zumindest so.

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Geschüttelt und gerührt hat mich vor nunmehr über zehn Jahren dann zwar nicht oben erwähnter Künstler, sondern ein anderer, zu dem ich, die eigentlich niemals nie heiraten wollte, demnächst tatsächlich Ja sagen werde. Nach unzähligen Achterbahnfahrten, Ortswechseln, Metamorphosen, Neu(er)findungen, rosaroten Zuckerwatte- und auch Saure-Drops-Zeiten. Allen Statistiken zum Trotz in Wien, viel zu alt und ganz heimlich, still und leise an einem Mittwoch im April, weil der Mittwoch seit jeher als Tag der „gefallenen Mädchen“ gilt. Das hat doch was. Ich habe mich nicht in ein Kleid gehungert, keine tausend Euro für die Sause ausgegeben, stattdessen eine Royal-Tenenbaum-verlumpte Location gesucht und Champagner mit Krapfen bestellt. Die wurden im Wien des 19. Jahrhunderts nämlich als Zeichen der Vermählung gebrochen. In diesem Sinne: never say never sondern lieber pour la vie!

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Ich bin Daniela Emminger, Alt-Schriftstellerin und Neo-Ehefrau. Schreib uns, warum die Liebe Sieger ist. Der schönste Beitrag (in Wort und/oder Bild) wird gepostet und dieses Mal mit meiner neuen Liebeswirren-Novelle „Gemischter Satz“ belohnt (die erscheint allerdings erst im Herbst). Ein Ja – zu ganz vielen Dingen – ist all i (we) need.

office@allineed.at
Titelbild © Shelby Duncan

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